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Die “Milchbahn”, aus der nichts wurde...

Dort, wo heute in Sachsenhausen das Kaufhaus WOOLWORTH steht (Schweizer Straße 33-37), befand sich bis zu ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg die Dampfmolkerei der Vereinigten Frankfurter Landwirte eGmbH, einer bäuerlichen Genossenschaft. Mit zwei dampfgetriebenen Zentrifugen hatte dort ab 1895 die Dampfmolkerei L. Wissmann rd. 5.000 Liter Milch/Stunde entrahmt.

Nach dem ersten Weltkrieg war es wegen akuten Mangels an Pferdefuhrwerken kaum noch möglich, die zur Versorgung der Stadtbevölkerung mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs erforderlichen Transportaufgaben zu bewältigen, vor allem die Milchversorgung war wegen fehlender Kühlmöglichkeiten ein großes Problem. Am 14. März 1919 legte das Städtische Elektrizitäts- und Bahn-Amt dem Magistrat diesen Antrag vor:

"Wir beabsichtigen nach der in der Schweizerstrasse gelegenen Dampfmolkerei der vereinigten Landwirte ein Strassenbahn-Anschlussgleis … herzustellen, um die in der Dampfmolkerei sterilisierte Milch mittels Güterwagen der Strassenbahn nach den verschiedenen Stadtteilen zur Verteilung an die Kleinhändler transportieren zu können.


 Das Gleis soll von dem östlichen Strassenbahngleis in der Schweizerstrasse abzweigen und in den Hof der Dampfmolkerei geführt werden. Die von der Stadt kommenden Züge werden durch die Abzweigung Schweizerstrasse – Gartenstrasse gefahren und dann die kurze Strecke langsam rückwärts unter Vorangehen eines Strassenbahnbediensteten in den Hof der Dampfmolkerei gedrückt. … Wegen der ausserordentlichen Dringlichkeit der Gleisherstellung bitten wir, uns möglichst umgehend die Bauerlaubnis zu erteilen. Die Genehmigung zur Inbetriebnahme könnte dann später erfolgen."

(Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Magistratsakten R1797, Bd. IV, Vorg. Nr. 66).

(c) OpenStreetMap  Mitwirkende, CC-BY-SA"

Das knapp 60 m lange Stichgleis sollte bis zum Haus Gartenstraße 17 führen......

....wo sich zwischen den heutigen Häusern Nr. 17 und 19 die Zufahrt zur Molkerei befand; heute ist dort im Hof die Laderampe des WOOLWORTH-Kaufhauses.

Noch am selben Tag legte der Magistrat einen entsprechenden Antrag bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Frankfurt, der damaligen Aufsichtsbehörde vor, der 14 Tage später mit zustimmender Stellungnahme an den Regierungspräsidenten übersandt wurde. Schon einen knappen Monat später, am 16. April 1919 ging beim Magistrat die Genehmigung des Regierungspräsidenten in Kassel vom 11. April 1919 ein.
Trotz der Dringlichkeit und der raschen Genehmigung ist das Vorhaben nicht ausgeführt worden. Der Vorgang endet mit einem Schreiben des Magistrats an den Polizei-Präsidenten vom 19. April 1920:

"…Das für die Dampfmolkerei der Vereinigten Landwirte in der Schweizerstrasse genehmigte Strassenbahn-Anschlussgleis ist hauptsächlich für die z.Z. in Aussicht genommene Beförderung der Milch in Flaschen bestimmt. Da die Milchbeförderung in Flaschen noch nicht verwirklicht und das Anschlussgleis wegen Mangel an Schienen-Material noch nicht hergestellt werden konnte, musste die Angelegenheit vorläuft zurückgestellt werden. Den Termin der Fertigstellung werden rechtzeitig mitteilen." .

(Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Magistratsakten R1797, Bd. IV, Vorg. Nr. 66l).

Soweit bekannt, ist dieses Gleis nie verlegt worden

Die generelle Genehmigung für die Güterbeförderung auf der städtischen Straßenbahn war dem Elektrizitäts- und Bahn-Amt der Stadt schon am 8.2.1917 vom Regierungspräsidenten in Wiesbaden erteilt worden (vgl. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Magistratsakten R1797, Bd. IV, Vorg. Nr. 66g).

© Matthias Hoffmann

09/2010

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