Rund vier Wochen nach Kriegsbeginn, noch vor Zustellung der Betriebsgenehmigung durch den Regierungspräsidenten in Wiesbaden, war das rund 700 m lange Doppelgleis mit Oberleitung fertig gestellt; die Kosten hatten 8.700 Mark betragen (vgl. Jens Freese, Vom Dampfwagen zur S-Bahn – 144 Jahre Eisenbahn in Ffm-Sachsenhausen, Aachen 1990, S. 43 ff.). Für den Transport der Verwundeten wurden ehemalige Pferdebahnwagen umgebaut. Die offenen Seiten waren verschalt worden, jeder Wagen konnte acht Tragen aufnehmen. Die Triebwagen, die bis zu vier solcher Beiwagen zogen, trugen anstelle der Liniennummer ein Rotes Kreuz im Zielschild. Schon wenige Tage nach Beginn der Kampfhandlungen in Belgien (6.8.1914) und schon vor Fertigstellung der Lazarettstrecke kamen am 19.8.1914 im Personenbahnhof Frankfurt-Süd etwa 700 Leichtverletzte an, die von dort zu Fuß oder mit der Straßenbahn in die Lazarette im Stadtgebiet gelangten (vgl. Freese, a.a.O.).
Dem in Frankfurt am Main stationierten 18. Armeekorps unterstand das Reserve-Lazarett X, das schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges zahlreiche Lazarette unterhielt, in denen schließlich über 8.000 Soldaten versorgt werden konnten. Der Höchststand war am 20. November 1918 mit 122 Lazaretten und einer Kapazität von 13.959 Betten erreicht. Etwa 60% der Lazarettinsassen hatten sich in den Kämpfen an der Westfront Schussverletzungen und Knochenbrüche zugezogen. Die meisten der verwundeten Soldaten starben im Oktober und November 1918 (vgl. Harald Fester in: http://www.frankfurter-hauptfriedhof.de, /Kriegsgräber/Kriegsgräber(2),“ Gräberfeld der deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges“). Große Lazarette waren z.B. das Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor, das während des Krieges ausschließlich als Lazarett genutzt wurde; aber auch zahlreiche Vereinsheime, Hotels, Pensionen und Gasthöfe, wie z.B. der Gasthof Deutscher Hof in Rödelheim (vgl. Postkarte vom 8.11.1915 an den Musketier L. Knöß im Res.-Laz. Deutscher Hof in Frankfurt /M. Rödelheim, kurz vorher erreichte den Musketier Knöß eine Postkarte in einem Reserve-Lazarett in der Neuen Mainzer Straße; in:
http://lueben-damals.de/dokumente/1915knoess.html . Als Folge des Kriegsbedingten Mangels an Transportkapazitäten war zur Verteilung der knappen Lebensmittel zunehmend die städtische Straßenbahn herangezogen worden. Am 27 November 1917 beantragte der Magistrat deshalb bei der Aufsichtsbehörde die Erweiterung der provisorischen Gleisanlagen am Güterbahnhof Süd:
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